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  • Organisation Austausch und Vernetzung von Betroffenen, Selbsthilfeorganisationen und Fachleuten
  • Art Meldungen
  • Veröffentlichungsdatum 31.05.2024

Long Covid: Selbsthilfe im Fokus

Austausch und Vernetzung von Betroffenen, Selbsthilfeorganisationen und Fachleuten

Veranstaltung "Hilfe zur Selbsthilfe am Beispiel Long Covid" im Guttempler-Haus in Neukölln © Milena Müller/Paritätischer Berlin

„Alle, die es erlebt haben, werden es wohl ihr Leben lang nicht vergessen: Lockdown, Schulschließungen, volle Krankenhäuser, Tote“, so Stefan Dominik Peter, Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, in seiner Begrüßung zur Veranstaltung Hilfe zur Selbsthilfe am Beispiel Long Covid. Und dennoch: Die Corona-Pandemie ist für einen Teil der Gesellschaft inzwischen ein Schreckensgespenst aus der Vergangenheit. Einem anderen Teil der Gesellschaft ist sie jedoch bis heute tagtäglich in Form einer bislang kaum erforschten Erkrankung präsent: Post Covid. „Allein in Deutschland sind 900.000 bis eine Million Menschen von Post Covid betroffen“, so Stefan Dominik Peter weiter.

Menschen, die an Post Covid erkrankt sind, suchen in der Regel medizinische und rehabilitative Unterstützung auf. Es zeigt sich, dass darüber hinaus Selbsthilfe eine wichtige Rolle für viele Betroffene – Erkrankte wie Angehörige – spielt. „Natürlich ersetzt Selbsthilfe keine therapeutische Hilfe. Aber sie stärkt Betroffene, indem sie ihnen zeigt, dass sie nicht allein sind“, erklärt Bettina Eden, stellvertretende Vorsitzende der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle SEKIS.

Gemeinsam mit SEKIS hat die Geschäftsstelle Bezirke des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin die Veranstaltung Hilfe zur Selbsthilfe am Beispiel Long Covid organisiert. Sie fand am Donnerstag, dem 23. Mai, im Guttempler-Haus in Neukölln statt. Im Vordergrund standen Fragen wie diese: Welche Selbsthilfeangebote gibt es bereits für Betroffene von Post Covid? Wie steht es um die Schnittstelle von Reha zu Selbsthilfe? Und wie lässt sich Post Covid-Selbsthilfe vor dem Hintergrund steigender Nachfrage stärken?

Dr. Ellis Huber sprach in seinem Grußwort zu Betroffenen und Angehörigen, aber auch Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und von Selbsthilfeorganisationen von der großen Bedeutung der Selbsthilfe für die Gesellschaft und für jede und jeden als Individuum. Er hatte als Stadtrat in Wilmersdorf 1981 den ersten Selbsthilfetag in Berlin mit auf die Beine gestellt und ist heute Vorstandsmitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Auf einen Vortrag von Prof. Dr. Volker Köllner, Ärztlicher Direktor im Rehazentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung in Teltow, in dem er eine Reha-Studie zu Post Covid vorstellt, folgt der Bericht eines Betroffenen. Uwe Struck ist 2021 an Covid-19 erkrankt und leidet bis heute daran. Er hat in Berlin die erste Post Covid-Selbsthilfegruppe gegründet. „Der Austausch gibt mir Sicherheit“, so Struck.

Neben Johanna Schittkowski, Projektkoordinatorin bei SEKIS, Prof. Dr. Volker Köllner und Stefan Dominik Peter nimmt auch Uwe Struck an der offenen Gesprächsrunde im zweiten Teil der Veranstaltung zur Frage teil: Warum geht es bei Post Covid nicht ohne Selbsthilfe? „Die Selbsthilfe hat bei Post Covid viel bewegt, etwa dass mehr in Forschung investiert wird. Was Sie sagen“ – sagt Köllner an diejenigen Veranstaltungsgäste gerichtet, die sich in Selbsthilfegruppen organisieren – „hat für Politiker und Journalisten unheimlich viel Gewicht." Der Moderator der Gesprächsrunde, Roland Rischer von der BAG Selbsthilfe, lässt auch zahlreiche Betroffene zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen berichten.

Schließlich werden zwei Projekte vorgestellt: die bundesweite Long Covid Plattform der BAG Selbsthilfe sowie DiReNa in Brandenburg, ein Zusammenschluss von Partnerinnen und Partnern der medizinischen Diagnostik, der Rehabilitation und von nachsorgenden Einrichtungen, die Expertise in der Behandlung von Covid-19 haben.

Nach Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung wird schnell deutlich, was sich bereits in der Gesprächsrunde angedeutet hat: Diejenigen, die von Post Covid betroffen sind, und ihre Angehörigen sind auch gekommen, um sich auszutauschen und zu vernetzen – ebenso alle anderen, die sich dafür einsetzen, dass die Erkrankung ernst genommen und gesehen wird.  Dazu bietet sich bereits am 27. Juni die nächste Gelegenheit: auf dem 9. Info- und Austauschforum der BAG Selbsthilfe mit dem Titel Wirkung von Rehabilitation auf das körperliche und geistige Befinden von Long COVID-Patient*innen. Für den Herbst plant SEKIS außerdem, die bereits bestehenden Selbsthilfegruppen zu einem gemeinsamen Austausch einzuladen.

Kontakt

Christoph Erbslöh
Bezirksbeauftragter Charlottenburg-Wilmersdorf, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg / Selbsthilfe / Betreuungsvereine
Telefon: 030 86 001-619
E-Mail: erbsloeh[at]paritaet-berlin.de

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